Prof. Dr. Michael Eisenmenger Medizin

Onkologische Rehabilitation als Teil des Betreuungskonzeptes bei Patienten mit Prostatakrebs

Die Diagnose „Krebs“ ist für jeden Menschen eine niederschmetternde Nachricht, und viele Menschen glauben, ihr Todesurteil vernommen zu haben. Daher ist es notwendig, schon zu Beginn der Vorsorgeuntersuchung auf mögliche Ergebnisse hinzuweisen, und den Patienten über die Diagnose „Prostatakrebs“ und ihre Folgen aufzuklären. Männer müssen informiert werden, dass es durch die Vorsorgeuntersuchung gelingt, den Krebs rechtzeitig, also im behandelbaren Stadium zu entdecken. Dies ist möglich, wenn Männer ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Urologin/zum Urologen zur Untersuchung gehen, oder wenn eine familiäre Belastung - das heißt wenn Vater oder Bruder an Prostatakrebs leiden - besteht, schon mit 40 beginnen.

Bei einem erhöhten PSA(= prostataspezifisches Antigen)-Wert und/oder einem verdächtigen rektalen Tastbefund wird eine Gewebsentnahme aus der Prostata in lokaler Betäubung und unter antibiotischer Abschirmung durchgeführt. Sollte nun der Pathologe im entnommenen Gewebe Krebszellen feststellen, dann wird mit dem Patienten (und seiner Familie) das weitere Vorgehen besprochen. Je nach dem Grad der Bösartigkeit des Tumors reicht die Palette der therapeutischen Möglichkeiten von aktiver Überwachung bis hin zu Operation oder Bestrahlung. Hier sind wir Ärzte gefordert, nicht nur eine optimale therapeutische Versorgung sicher zu stellen, sondern auch daran zu denken, wie wir den Patienten nach seiner, z.B. radikalen Entfernung der Prostata, betreuen können. Voraussetzung für eine optimale Betreuung ist der aufgeklärte Patient. Wir Urologinnen und Urologen müssen den Patienten über alle möglichen Folgen der Therapie, sei es nun beispielweise die radikale Entfernung der Drüse oder die Bestrahlung durch das Einbringen reiskorngroßer radioaktiver Metallteilchen wie Jod 125 oder Palladium 103 in die Prostata, in Kenntnis setzen. Nur wenn Vertrauen zwischen Ärztin/Arzt und Patient besteht, kann eine Therapie erfolgreich sein.

Als Urologe sehe ich es daher als meine Verpflichtung an, Männer schon vor der Therapie über mögliche „Nebenwirkungen“ wie Harninkontinenz oder Erektionsprobleme zu informieren, denn nur dann ist es möglich, diesen erfolgreich entgegenzutreten. Ich kann aber als Urologe nur bei organischen Problemen wie der Harninkontinenz oder der Erektion helfen, denn ich bin nicht dazu ausgebildet, die Schwierigkeiten, die sich aus der psychischen Belastung, ähnlich einem posttraumatischen Psychosyndrom, oder dem Verlust an Selbstwertgefühl ergeben, wieder in den Griff zu bekommen oder hier Hilfe anzubieten. Dieser Selbstwertverlust kann durch das Wissen, einen Teil der Sexualorgane verloren zu haben, dem Gefühl der Verstümmelung oder durch den Verlust der Erektionsfähigkeit des Penis hervorgerufen werden. Der dreiwöchige onkologische Rehabilitationsaufenthalt in Einrichtungen wie dem Lebens.Med Zentrum Bad Erlach bietet aber die Möglichkeit, bei speziell ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten diese Problemfelder anzusprechen und Lösungen zu finden. Dieser Aufenthalt erlaubt aber auch eine intensivere physiotherapeutische Betreuung der Harninkontinenz durch regelmäßiges Beckenbodentraining. Da gute Fitness das Therapieergebnis in Hinblick auf das krebsspezifische Überleben des Patienten deutlich verbessert, sind die Trainingsprogramme von immenser Wichtigkeit. Neben der Teilnahme an den physio- und psychotherapeutischen Programmen tut es gut, sich mit anderen Krebspatienten austauschen zu können, um festzustellen, dass man nicht alleine ist. Die onkologische Rehabilitation ist also ein wichtiger Bestandteil des Betreuungskonzeptes von Krebspatienten.

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Prof. Dr. Michael Eisenmenger

Facharzt für Urologie und Andrologie (Bruck an der Leitha, Wien Döbling)
Präsident ÖGMG (Österreichische Gesellschaft für Mann und Gesundheit)

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