Prim. Dr. Johannes Schuh Medizin, Therapie

Bewegung und Sport in der Onkologie

Regelmäßige Bewegung und physische Fitness sind Grundlagen der körperlichen Selbstständigkeit und fördern damit entscheidend die Aufrechterhaltung einer guten Lebensqualität. Der Zusammenhang zwischen Bewegung und Krebs wurde in den letzten Jahren in zahlreiche Studien untersucht und zeigt, dass medizinische Trainingstherapie ein wichtiger Bestandteil im multidisziplinären Behandlungskonzept bei der Betreuung onkologischer Patient:innen ist.

Sport und Krebs

In der Vergangenheit ist man davon ausgegangen, dass im Fall einer Krebserkrankung Schonung und wenig sportliche Aktivität sinnvoll wären. Dies wurde mit der Angst vor Überlastung und der Annahme, dass die Belastung einen negativen Einfluss auf die Immunlage habe, begründet. Demgegenüber ist die körperliche Aktivität und das regelmäßige Training heute ein relevanter Baustein in einer modernen multidisziplinären Krebsbehandlung. Vorrangiges Ziel des Bewegungstrainings für Krebspatient:innen ist die Vermeidung der Inaktivität. Sinnvoll ist es, die Art und den Umfang der Bewegung bzw. das Pensum mit dem:der behandelnden Arzt:Ärztin abzusprechen, um das Bewegungsprogramm individuell auf den:die Patient:in abzustimmen. Das Vorgehen bei speziellen Situationen wie Training bei einem Lymphödem, Sport für Patient:innen mit einem Stoma oder die adäquate Belastung für Betroffene mit Knochenmetastasen bedarf einer professionellen multidisziplinären Betreuung. Es zeigen sich umfassende positive Auswirkungen auf die Lebensqualität. Zu nennen sind hier, eine Verbesserung der Beweglichkeit, Reduktion von Angst, Depressivität und Fatigue. Im Zuge einer onkologischen Rehabilitation wird allen Betroffenen ein angepasstes Trainingsprogramm angeboten, die Patient:innen motiviert und auch in der Umsetzung unterstützt.

Medizinische Trainingstherapie

Die größten Effekte der Bewegung zeigen sich am Übergang von „inaktiv“ zu „etwas aktiv“. Somit ist die erste Empfehlung, „ein bisschen Bewegung ist besser als keine!“. Um aber eine Leistungsverbesserung im Sinne der medizinischen Trainingstherapie zu erzielen, müssen passende Trainingsreize gesetzt werden. In Anlehnung an die allgemeinen Empfehlungen der medizinischen Trainingstherapie spielt das Ausdauertraining in der onkologischen Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach eine wichtige Rolle, da dieses einerseits gut wirkt und andererseits leicht umzusetzen ist. Dies bedeutet, dass ein herzkreislaufwirksames Ausdauertraining mindestens 3x/Woche mit einer Dauer von ca. 25 Minuten durchgeführt wird. Dafür eignen sich Sportarten wie beispielsweise Ergometertraining, Walken, Schwimmen oder Rad fahren. Durch die Erkrankung und Therapie verlieren Krebspatient:innen häufig an Muskelmasse. Mit gezielten Krafttraining kann geschwächte Muskelmasse unter Aufsicht der Therapeut:innen wieder aufgebaut werden. Auch hier bedarf es eines adäquaten Trainingsreizes. Die Trainingsintensität richtet sich dabei nach dem Gewicht, das bewegt, bzw. dem Widerstand, der durch den zu trainierenden Muskel überwunden werden muss. Dabei sollte die Last so hoch gewählt werden, dass 8-12 Wiederholungen möglich sind. Um die verschiedensten Fähigkeiten wie Gleichgewicht, Orientierung, Rhythmus und Reaktionsfähigkeit zu trainieren wird neben dem Ausdauer- und Krafttraining auch die Koordination mit oder ohne Hilfsmittel (Bälle, BalancePad etc.)  im Rahmen der onkologischen Rehabilitation trainiert.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass körperliche Aktivität die unabdingbare Voraussetzung zur Aufrechterhaltung der motorischen Funktionen ist. Muskelgewebe, das nicht benutzt wird, atrophiert. Mit Bewegung und Sport kann in der Onkologie die Lebensqualität verbessert werden. Aufgrund dessen sollte die medizinische Trainingstherapie ein fixer Bestandteil in der multimodalen Krebsbehandlung sein. Die onkologische Rehabilitation ist der ideale Ort um die adäquate „Dosis“ für Patient:innen individuell festzulegen.

 

 

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