Sophie Binder, MSc Therapie

Biofeedback – die Reaktionen des Körpers sichtbar machen

Biofeedback – mehr als bunte Kurven
Den Begriff „Biofeedback“ haben viele Rehabilitationspatient:innen schon gehört, was genau sich dahinter verbirgt, ist aber oft unklar. Im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach besteht die Möglichkeit, das Biofeedback kennenzulernen: Mit dieser Technik werden Körperfunktionen, wie sie in jeder Sekunde des Tages im Körper stattfinden, sichtbar gemacht – z.B. die Pulsfrequenz. Dafür bekommt der:die Patient:in einen Sensor auf einen Finger aufgesteckt und ist darüber mit dem Biofeedback-Gerät bzw. dem Computer verbunden. Die Atemfrequenz wird mit einem eigenen, separaten Sensor gemessen, der vor der Person aufgestellt wird. Am Computer-Bildschirm kann dann –  in Kurven oder anderen Diagrammen grafisch dargestellt – die Veränderung der Werte gut nachvollzogen werden.

Aber wozu ist das gut?
Im Rahmen der psycho-onkologischen Betreuung kommt das Biofeedback z.B. zum Einsatz, um die Patient:innen im Stressmanagement bzw. beim Erlernen der für sie am besten passendsten Entspannungstechnik zu unterstützen. Beim Stress-Entspannungsprofil wird der:die Patient:in in einem ersten Schritt „aktiviert“. Dafür rechnet der:die Patient:in z.B. ein paar Rechnungen im Kopf aus oder stellt sich eine belastende Situation vor bzw. erzählt von dieser. Man sieht anhand der Kurven am Bildschirm, wie der:die Patient:in auf diese Aktivierung reagiert (erhöhte Pulsfrequenz, schnellere Atmung ….). Im zweiten Schritt folgt die Entspannung. Anhand der Messungen kann man erfassen, welche Strategien zum Entspannen wirksam sind: Dabei kann sich etwa herausstellen, ob man eher ein visueller Typ ist, der besser mit schönen Bildern entspannt oder ein auditiver Typ, dem z.B. ruhige Musik hilft.

Biofeedback kann darüber hinaus auch bei sehr spezifischen Problemen eingesetzt werden. Leidet ein:e Patient:in z.B. an kalten Händen und möchte mit der Technik des Autogenen Trainings daran arbeiten, kann mit dem Biofeedback gemessen werden, ob sich die Temperatur der Hände bei Anwendung der Technik erhöht. Der Atemsensor wiederum hilft Patient:innen, die in der Atemgymnastik spezielle Strategien erlernen, diese zu trainieren bzw. zu verfeinern. Somit erhöht die Biofeedback-Methode die Selbstkompetenz jedes:er Einzelnen und es wird gelernt verschiedene Körperfunktionen, die normalerweise unbewusst ablaufen, bewusst zu verändern und zu steuern.

Das Zusammenspiel verstehen & die Werte interpretieren
Das Biofeedback verdeutlicht auch, wie alle Körperwerte zusammenspielen: Atmet man ruhiger, beruhigt sich auch der Puls. Viele Patient:innen können dadurch, dass sie tatsächlich sehen, wie der eigene Körper in verschiedenen Situationen reagiert, viel für das Stressmanagement in ihren Alltag mitnehmen. Wichtig ist, die Ergebnisse in weiterführenden Gesprächen gemeinsam mit dem:der Patienten:Patientin zu interpretieren, denn die Interpretation ist für jeden Menschen individuell: Wird jemand z.B. nach fünf Minuten Entspannung eher unruhig, ist es für diese Person vielleicht besser öfter am Tag kurze Entspannungspausen einzubauen, als sich eine lange Meditation am Abend vorzunehmen.

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